Abbildung: BLU - "Gaza Strip", Prag (2008)
Die heutige Street Art-Bewegung ist Anfang der 2000er-Jahre durch die subversiven Interventionen von Kunst-Aktivisten wie Banksy, Shepard Fairey und Blu weltweit bekannt geworden. Dabei vereint die Akteure der Street Art vor allem die ideell ausgerichtete Intention, den zunehmend von Werbung kommerzialisierten öffentlichen Raum zurückzuerobern und damit zum öffentlichen Diskurs zu animieren. Mit ihren Interventionen prägt die Street-Art Bewegung bereits das Stadtbild von Metropolen wie London, Berlin und Paris.
Dagegen ist München, das in den frühen 1980er-Jahren als die Wiege der europäischen Graffiti-Kultur bekannt wurde, in den vergangenen 20 Jahren geradezu komplett von der subkulturellen Landkarte verschwunden.
Abbildung: Shepard Fairey aka Obey Giant - "Democracy sold to the highest bidder", München (2016)
Als Konsequenz auf diese Entwicklung wurde der gemeinnützige Kunstverein Positive-Propaganda ins Leben gerufen, um in engem Austausch mit den Protagonisten der internationalen Street Art-Bewegung in München wieder ein Stück europäische Kunstgeschichte zu schreiben.
So sind in den vergangenen Jahren, zusammen mit Künstlern wie BLU, Shepard Fairey oder ESCIF, außergewöhnliche Murals entstanden, sowie eine Vielzahl weiterer künstlerischer Interventionen.
Jedoch nicht, wie in anderen Städten üblich, in Randbezirken oder Schmuddelecken – wo sie ein Großteil der Bevölkerung nicht wahrnimmt – sondern mitten im Zentrum der Stadt. Sie sind großformatige Denkanstöße zu hochaktuellen gesellschaftsrelevanten Themen, was in dieser Form in Europa einmalig ist. Unter Kennern und Kritikern wird München daher als die neue Hauptstadt der Street-Art gehandelt.
Wenn heutzutage allerdings von einigen Hobby-Experten über "Street Art" gesprochen wird, wird häufig aus Unwissenheit oder motiviert von finanziellen Interessen, sehr Verschiedenes in einen Topf geworfen. Unpolitisches Graffiti wird ebenso mit dem Prädikat "Street Art" ausgezeichnet, wie kommerziell ausgerichtete, dekorative Urban-Art.
Die Street-Art Bewegung zeichnet sich hingegen klar durch ein reflektiertes gesellschaftskritisches und politisches Anliegen aus. So haben die meisten Akteure ihre Wurzeln im Punk und ziehen ihre Inspiration aus Protestbewegungen wie Occupy Wallstreet und dem grass roots movement, sowie aus Werken von Schriftstellern wie George Orwell, Noam Chomsky und Naomi Klein.
Durch die zunehmende Kommerzialisierung dieser mittlerweile „hippen“ Kunstform durch die Werbeindustrie, als Museum getarnte Galerien, sowie einschlägige Messen und Events ging allerdings der eigentliche Hintergedanke dieser autonomen Bewegung verloren, dem Betrachter auch Alternativen zum alltäglichen Mainstream aufzuweisen.
Der gemeinnützige Kunstverein Positive-Propaganda hat sich aus diesem Grund zur Aufgabe gemacht, als erste Institution im deutschsprachigen Raum, frei von wirtschaftlichen Interessen, in engem Austausch mit den wichtigsten und prägendsten Akteuren der Street Art Bewegung, diesen wichtigen Teil internationaler Kunstgeschichte kritisch, reflektiert, fundiert aber vor allem authentisch zu dokumentieren und wiederzugeben.